ganz grosses Kino
ganz grosses Kino
... sein letztes Hemd war es nicht, obwohl er das einem vielleicht sogar geben würde. Was da frisch gebügelt und einladend hing, war sein Lieblingshemd.
Ich spreche von Matthias Winkler, dessen Arbeit ich seit Jahren bewundere. Dass ich mit dieser Haltung nicht allein dastehe - und das weltweit - ist mehr als selbstverständlich, wenn man sich einmal die Qualität betrachtet, die Vielfalt an Ideen und Produkten, die meisterhafte Ausführung. Mit ganz wenigen Strichen, manchmal nur einem einzigen, so viel zu sagen... mit Leichtigkeit und Humor, dabei aber auch den nötigen Tiefgang nicht vermissen zu lassen...
Genialität hat einen Namen:
bei diesem Zeichen gerate ich unweigerlich ins Schwärmen.
„Ich male keine Bilder für die museale Ewigkeit, sondern für den Augenblick“, sagt der ehemalige Kindergärtner, der seine Arbeit über alles liebt, was sich nicht zuletzt an seinem Strahlen unschwer erkennen lässt. Da ist einer zufrieden und am richtigen Platz!
Was erstaunt, ist die Offenheit dieses Künstlers. Man tritt durch die Tür des ehemaligen Kinos Münsingen - allein das ist sehr speziell - und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Es gibt so viel zu sehen, dass man dabei fast Gefahr läuft, den kleinen Hund zu übersehen, der da zwischen Laden und Atelier hingegossen liegt.
„Schauen Sie sich ruhig richtig um“, sagt Herr Winkler. Als Kunde kann man sich nämlich auch im Atelier frei bewegen und nach Lust und Laune die Augen spazieren führen.
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, und so kommt es, dass ich mich andächtig einem aufgehängten, frisch gebügelten Hemd nähere, welches mir in Farbe und Musterung sehr gefällt, bei dem ich aber irgendwie den schwungvollen Strich vermisse.... „wo sind denn hier die Zaubermännchen“? „Oh, das ist kein Teil der Kollektion“, sagt Matthias Winkler lachend, „dass ist mein Hemd, mein Lieblingshemd, um genau zu sein, ich habe es nur eben frisch gebügelt.“
Da wird einem erst richtig bewusst, wieviel Raum und Einblick in Privates dem Besucher hier zugestanden wird, und das auf eine angenehme, unaufdringliche Weise. Ich glaube nicht, dass ich es schaffen würde, Arbeit und Privatleben so grandios ineinander fliessen zu lassen. Dafür muss man wohl geboren oder Künstler sein. Laden, Atelier und Teile des Wohnbereiches ineinander übergehend....
Bestimmt ist es nicht einfach, sich in einer intensiven Schaffensphase NICHT durch die Ladenklingel aus dem Konzept reissen zu lassen! Übungssache, Charaktersache... meins wäre es nicht. Und sicherlich wäre dies alles gar nicht möglich, ohne die tatkräftige Unterstützung von Frau Winkler und einem motivierten Team.
Natürlich bin ich gleich mehrmals fündig geworden, sorry Schatz! Meine Pullis sind frisch gewaschen und müssen noch gebügelt werden, dann sind sie bereit für ihren ersten öffentlichen Auftritt. Ich freu mich sehr :-)
Übrigens: falls Sie sich jetzt unbedingt auch etwas so Spezielles gönnen möchten: wie wäre es mit einer Küchenschürze mit aufgedruckter Checkliste:
oder einer Espressotasse, welche Sie schon frühmorgens in Bewegung versetzt:
wer denn sonst?
Ganz grosses Kino im ehemaligen Kino... bitte weiter so!
Ideosus
Sonntag, 12. August 2007